Numismatik

Coin of the Year: Preise für Italien, Finnland und den Vater der China-Pandas

Großbritannien tritt aus der Europäischen Union aus, Italien schrammt an einer Verfassungskrise vorbei, Griechenland versinkt weiter in den Schulden – es ist derzeit nicht gut um Europa bestellt. Vor diesem Hintergrund ist die Wahl der italienischen 10-Euro-Silber-Gedenkmünze “70 Jahre Frieden in Europa” zur Münze des Jahres 2017 auch ein politisches Statement.
Doch wer die Münze näher betrachtet, dürfte schnell feststellen, dass die Prägung auch in künstlerischer Hinsicht absolut preiswürdig ist: Das filigrane Münzbild zeigt einen Ausschnitt eines Freskos von Ambrogio Lorenzetti aus dem 14. Jahrhundert. Zu sehen ist das Original im Palazzo Pubblico in Siena. Die Gestaltung der Münze hat eine starke Symbolkraft: Der Olivenzweig sowie eine Taube wurden als Zeichen für den Frieden prominent neben der Göttin Europa platziert.
Die Münze ist nicht nur wegen ihrer Gestaltung bei Sammlern begehrt: Ihre Auflage liegt bei nur 5.000 Stück, sie wurde mit der Jahreszahl 2015 in der feinsten Prägequalität “Polierte Platte” hergestellt. Das „Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato“, das Druck- und Münzinstitut des italienischen Staates mit Sitz in Rom durfte sich nicht nur über den Gesamtsieg im Wettbewerb freuen, sondern auch über eine Auszeichnung in der wichtigen Kategorie “Most Artistic Coin” für die künstlerisch höchstwertige Münze. Zwei weitere Auszeichnungen gingen nach Finnland: Die beste Bimetall-Münze und die beste Silber-Münze kommen aus dem nordeuropäischen Land.
Der Graveur Yu Min von der Shanghai Mint erhielt einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. Er gilt als der Vater der Panda-Prägeserie, die bereits 1982 begründet wurde. Yu hat unter anderem in den Jahren 2005, 2006, 2008 bis 2010 sowie 2012 und 2013 die goldenen und silbernen Panda Münzen gestaltet – mehr als jeder andere Münzgraveur. Er ist auch verantwortlich für das Design der Messe-Pandas, die 2016 und 2017 auf der World Money Fair verkauft wurden und in Rekordzeit ausverkauft waren. Den Preis für das Lebenswerk des Münzdesigners nahmen Vertreter der chinesischen Botschaft entgegen.

In seiner Laudatio auf den Ehrenpreisträger hob Michael Chou, Besitzer des Auktionshauses “Champion” aus der früheren portugiesischen Kolonie und jetzigen chinesischen Sonderverwaltungszone Macau die Bedeutung des Engagements von Yu Min hervor. Er habe einen wichtigen Beitrag zur deutsch-chinesischen Freundschaft geleistet und den Panda als Zeichen der chinesischen Kultur in Deutschland etabliert. Immerhin feiert das Münzmotiv der chinesischen Bullion-Münzen in diesem Jahr seinen 35. Geburtstag. Zudem nahm im Oktober 1972, also fast vor 40 Jahren, Deutschland offiziell diplomatische Kontakte zur Volksrepublik China auf. Dieses Jubiläum wird in diesem Jahr mit einem Besuch von Staatspräsident Xi Jinping in Berlin gefeiert. Und der Generalsekretär der Kommunistischen Partei wird ein besonderes Geschenk im Gepäck haben: Zwei Pandas für den Berliner Zoo. Damit wird eine Tradition fortgesetzt, die in den siebziger Jahren begründet wurde.

Ins Leben gerufen wurde die Verleihung des „Coin of the Year“-Preises von der US-amerikanischen Verlagsgruppe Krause Publications, die numismatische Bücher und Zeitschriften vertreibt. Eine Jury mit Mitgliedern aus aller Welt bewertet die Einreichungen in 10 verschiedenen Kategorien. Aus dem Kreis der Einzelsieger wird danach die “Münze des Jahres” gewählt. Die Preisverleihung fand im Rahmen einer Feierstunde der World Money Fair am 4. Februar 2017 in Berlin statt.

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Sebastian Wieschowski

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